Grand Prix Garantie

Simone Schardt & Wolf Schmelter

Les Complices*, Zürich

2007


Teil von Surprise*Surprise

Kaum ein Raum ist so umfassend unter verschiedenen Prämissen hinsichtlich seiner sozialen, ökonomischen und politischen Konstituiertheit aus künstlerisch-kuratorischen Perspektiven betrachtet worden, wie der Ausstellungsraum. Dennoch scheinen nur wenige weitere Räume so hartnäckig mit der Illusion einer Transparenz behaftet zu sein, wie dieser. Unter dem Titel SURPRISE*SURPRISE unternehmen wir auf Einladung des Zürcher Kunstraumes Les Complices* den Versuch, eine Topologie des Ausstellungsraums nachzuzeichnen. Mittels Interventionen werden dazu von uns verschiedene Attribute des Ausstellungsraums – sei es die finanzielle Bedingtheit, das adressierte Publikum, die Einbettung in die Zürcher Kulturlandschaft – in ein Verhältnis zueinander gesetzt.


< Am Abend der Lottoziehung


„Wer sich am Abend des 3. März 2007 in den Zürcher Kunstraum Les Complices* verirrte, konnte den Eindruck gewinnen, in einem Wettbüro gelandet zu sein. Auf den Bildschirmen, die dort aufgebaut waren, waren keine Kunst-Videos zu sehen, sondern die TV-Übertragung einer Lottoziehung, welche die BesucherInnen offenbar mit einem ganz spezifischen Interesse, auf das die Tippscheine in ihren Händen schließen ließ, gespannt verfolgten. Tatsächlich hatte sich an diesem Abend eine von Simone Schardt und Wolf Schmelter ins Leben gerufene Lotto-Tippgemeinschaft, an der in erster Linie, aber nicht ausschließlich Kulturschaffende teilnahmen, im Galerieraum versammelt. Schardt und Schmelter berichten (...) von der Konzeption und der Umsetzung ihres Projektes Grand Prix Garantie, mit dem sie in einer mehr als bloß ironischen Geste der Selbstermächtigung auf die durch das Glücksspiel mobilisierten Geldflüsse, die im Kanton Zürich zu einem geringen Prozentsatz auch die Kunstförderung finanzieren, zuzugreifen versuchten. Grand Prix Garantie warf nicht nur die Frage nach den Bedingungen der Partizipation an Subventionsprogrammen im Kulturbereich auf, das Projekt schuf auch eine Situation, in der die Rollenverteilung zwischen Gebenden und Nehmenden, KünstlerInnen und Nicht-KünstlerInnen nur unter Voraussetzung der gemeinsamen Verstrickung in eine institutionalisierte Distributionslogik von symbolischem und realem Kapital verunklärt und reflektiert werden konnte.“


Stefan Neuner, Universität Zürich

Simone Schardt & Wolf Schmelter: Grand Prix Garantie
in: ith (Hg.): Paradoxien der Partizipation, 31, Nr. 10/11, Dezember 2007, Zürich
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